Von der Corona-Krise zur Familienkrise
Bild: obs/SOS-Kinderdörfer weltweit/Katerina Ilievska

Von der Corona-Krise zur Familienkrise

Von der Corona-Krise zur Familienkrise

„Ich halt euch nicht mehr aus!“ SOS-Familientipps für konfliktreiche Zeiten

Von der Corona-Krise zur Familienkrise : Von der Corona-Krise zur Familienkrise ist es nicht weit. Die Hilfsorganisation SOS-Kinderdörfer weltweit hat Tipps für diese Zeit des erhöhten Streitpotentials.

Den Kindern ist langweilig, die Eltern müssen von zu Hause aus arbeiten und die Nachrichtenflut schürt Ängste. Familien stehen in den kommenden Wochen vor extrem großen Herausforderungen. Nicht alle erleben die Corona-Zeit mit Garten, Balkon, voller Tiefkühltruhe, Netflix-Abo und allen digitalen Möglichkeiten. Viele Familien trifft die Entschleunigung als Vollbremsung mit voller Wucht.

Existenzangst, Isolation und Überforderung machen aus der Corona-Krise schnell eine Familienkrise. Der rasante Anstieg der Scheidungsrate in China liefert bereits trauriges Zeugnis. Auch hierzulande befürchten Expertinnen und Experten, dass sich Konflikte in vielen Familien zuspitzen könnten. „Die lange gemeinsame Zeit auf engem Raum und die Unsicherheit, wie es weitergeht, sind der beste Nährboden für Gefühlsausbrüche und dicke Luft“, so Heidemarie Stuck, Pädagogische Leiterin im SOS-Kinderdorf Moosburg. „Streiten ist etwas völlig Normales. Sich in die Haare zu kriegen, wenn man unterschiedlicher Meinung ist oder die Emotionen hochgehen, muss einem keine Angst machen. Jedoch sollte ein gewisser Punkt nicht überschritten werden.“

Um mit der Situation gut umzugehen, haben die SOS-Kinderdörfer Tipps für Konfliktbewältigung in der Krisenzeit:

1 Geteiltes Leid

Die aktuelle Situation ist herausfordernd. Für Sie genauso wie für Ihr Kind. Stellen Sie sich Ihren eigenen Gefühlen und fragen Sie sich, was Sie verändern möchten. Die gleiche Frage stellen Sie Ihrem Nachwuchs. Vielleicht wollen Sie auch ein Ritual einführen, um sich nicht erst dann auszutauschen, wenn die Stimmung schon leidet. Besprechen Sie zum Beispiel jeden Tag beim Abendessen kurz mit Ihren Kindern, was an dem Tag schön war, was genervt hat oder ob sie etwas bekümmert. Seien Sie offen für die Wünsche Ihres Kindes und zeigen Sie Verständnis. Vielleicht lässt sich ein Kompromiss finden und auch wenn es nicht für alles eine Lösung gibt, tut es gut, Gefühle zu teilen.

2 Eine Pause einlegen

Schaffen Sie zwischendurch bewusst Abstand – so gut es eben in dieser Situation geht. Das kann für jedes Familienmitglied anders aussehen. Ein paar Minuten am offenen Fenster tief durchatmen, mit der Lieblingsmusik im Ohr eine Viertelstunde tanzen oder mit einem guten Buch ins Bett zurückziehen – oft reichen schon kleine Pausen und ein bisschen Zeit für sich allein, um sich zu beruhigen und positivere Gedanken zu fassen.

3 Regeln brechen

Lassen Sie in dieser Ausnahmesituation auch mal Fünfe gerade sein und schrauben Sie Ihren Anspruch runter, Haushalt, Heimschule, Homeoffice und Co perfekt machen zu müssen. Die ganze Familie muss sich derzeit einschränken. Zum Ausgleich darf es in manchen Bereichen ruhig etwas lockerer zugehen – zum Beispiel, wenn der Nachwuchs länger vor dem Fernseher sitzt als normal vereinbart oder Zähneputzen und Naschen in der falschen Reihenfolge ablaufen. Und wenn der Geschirrspüler mal nicht gleich am Abend eingeräumt wird und stattdessen Zeit für ein Familienspiel bleibt – gut so!

4 Aufeinander zugehen

Wenn Sie einen konkreten Kritikpunkt haben, sprechen Sie diesen offen und sachlich an. Frust in sich hineinzufressen vergrößert die Spannung und kann später einen unkontrollierten Ausbruch auslösen.

5 Richtig streiten

Sollte ein Streit losbrechen, versuchen Sie diesen konstruktiv zu führen. Hören Sie den Kindern oder Jugendlichen zu, lassen Sie sie ausreden und erklären Sie Ihre Sicht der Dinge altersgerecht. Sagen Sie klar, was Sie sich wünschen, anstatt Ihr Kind mit Vorwürfen zu konfrontieren. So lernt der Nachwuchs, wie man auf Augenhöhe streitet, ohne den anderen zu verletzten.

6 Sind wir wieder gut?

Je wilder die Fetzen geflogen sind, desto wichtiger ist eine bewusste Versöhnung. Kinder und Jugendliche brauchen die Sicherheit, dass ein Streit keinen Beziehungsabbruch bedeutet. Gehen Sie auf Ihren Nachwuchs zu, wenn sich die Gemüter beruhigt haben. Falls Ihnen noch etwas am Herzen liegt, besprechen Sie es in Ruhe mit Ihrem Kind. Warum haben Sie sich geärgert? Was macht Sie traurig? Was tut Ihnen leid? Entschuldigen Sie sich, falls im Streit harte Worte gefallen sind. Vielleicht auch mal mit einem kleinen Briefchen oder Bild. Danach tut es gut, gemeinsam etwas zu machen, das allen Spaß bringt – etwa das Lieblingsspiel Ihres Kindes zu spielen oder sich bei einem lustigen Film auf der Couch zusammen zu kuscheln.

https://www.sos-kinderdoerfer.de

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